Coppa d`Europa 2024
Text u. Bilder: Frank Kutsch
Nachdem wir bei unserer Debut-Teilnahme 2022 in der Kategorie Touring den Klassensieg für uns entscheiden konnten, haben wir uns entschieden nach einem Jahr Pause die Kategorie Sport zu wählen. Eine gute Entscheidung, da in diesem Jahr die Touringstarter leider nur mit Chinesenzeichen unterwegs waren. Die Anmerkungen der Starter waren schnell bei den Organisatoren angekommen und somit werden nächstes Jahr auch dort wieder Kartenaufgaben zu finden sein.
Um gut vorbereitet an den Start zu gehen, wurde das Reglement bereits früh studiert und ein Merkzettel für die wichtigsten Regeln angefertigt. Mal war Kreuzen erlaubt, bei der nächsten Aufgabe nicht, daher durfte aber die Strecke nur einmal befahren usw. – man konnte schon erkennen, dass es knifflig wurde.
5 Tage vor dem Starttermin stellt sich heraus, dass unser Fahrzeug nicht fertig wird – HEKTIK: Jetzt erstmal sehen, woher wir entsprechende Messinstrumente bekommen. Rainer Keuser stellte uns zum Glück schnell einen Terratrip zur Verfügung, also gings neben den schriftlichen Unterlagen an die Bedienung der Instrumente. Die Anleitung war so schlecht, dass ich mir selbst eine angefertigt habe, die ich mir auf unser Rallyebrett geklebt habe. Hat zum Glück alles noch zeitlich gepasst, obwohl alles mit einer heißen Nadel gestrickt war.
Mittwoch abends ging es zum Starthotel nach Maastricht. Das Abfahren der Messstrecke stand an. Es ging über 16 km mit nichtkilometrierten Chinesenzeichen. Der 2. Chinese lag ca. 4 km entfernt, was bei dem ein- oder anderem Team schon zur Verzweiflung führte, da sie die Strecke erst nach mehrmaligem Suchen fanden – hätte man auch kilometrieren können. Es ging doch nur um die Kalibrierung der Instrumente.
Traditionell finden 3 Besprechungen statt: Die deutsche um 20 Uhr, gefolgt von der internationalen um 22 Uhr und um 6 Uhr morgens vor dem Start. Wir nahmen die deutsche mit und entschieden uns früh schlafen zu gehen, ein anstrengender 1. Tag stand an. Und dieser war auch bei unserem 1. Start der schlimmste: Man braucht einfach einen Tag um in die Fahrt „reinzukommen“. Rudi Dittmann, einer der Organisatoren führte durch die deutsche Besprechung und erzählte uns von „nicht manipulierten Karten“ – da mussten wir alle schon herzlich lachen – wenn es mal so wäre 😊
Nach einer fürchterlichen Nacht mit nur 3 Stunden Schlaf ging um 6 Uhr der Wecker. Unsere Startzeit war 8:38 Uhr und so hatten wir noch Zeit um gemütlich zu frühstücken und alles vorzubereiten. Dann gings auf die Strecke. Die An – und Abfahrt der Hotels wird meistens mir Chinesen geführt. Unseren 1. Fehler hatten wir wie, viele andere auch, nach genau 100m ! Ja, richtig gelesen – das sind vielleicht Schmerzen (zum Glück erfährt man die erst abends, sonst wäre die Stimmung bestimmt schon ein bisschen abgesunken). Man muss bei der Coppa bei den Chinesen immer die längste Strecke fahren und dies hatte ich sofort mal nicht beachtet – es war auch der einzige Chinese auf der gesamten Fahrt, bei dem dies beachtet werden musste – was für ein blöder Fehler.
Morgens standen die ersten beiden GLP`s mit einer max. Länge von 20 km an: Das erste Ziel haben war mit 2,5 Sek super hinbekommen, die zweite haben wir allerdings durch eine falsche Streckenwahl nicht gefunden, also 150 Strafpunkte. Das ging 29 von 49 Teams so. Echt ätzend, muss man so was machen? Das ist mehr als eine Doppelbestrafung. So gab es am morgen auch schon 5 Bordkartenfehler – was für ein Einstieg, oh weia.
Am ersten Nachmittag stand die erste Grenzannäherung auf dem Plan. Wie war die Regel? Ja, klar, Berühren war erlaubt, dies stand so im Reglement, also Idealstrecke gefunden! Denkste, nach den Gesprächen am Abend mit den anderen Teams stellte sich raus, dass die Ecke an der Grenzannäherung mit der Lupe betrachtet, nicht doppellinig war – also falsch. Oh Mann, was für ein erster Tag – wäre eine 0 Fehler Bordkarte geworden, so ein Mist. Ab morgen wird nur noch MIT LUPE gefahren. Um 20:25 Uhr im Ziel in Pforzheim angekommen, hatten wir die ca. 600 km in den Knochen. Ein erster Horrortag. Wir hatten mit allem abgeschlossen. Um so mehr waren wir froh, dass sich nachher noch der 16. Platz herausstellte. Bei 49 Teilnehmern und diesen blöden Fehlern trotzdem eine sehr gute Platzierung. Aber hier bei der Coppa wird am Ende des 3. Tages abgerechnet – das haben wir schonmal gelernt. Also Mund abputzen und weiter.
Der 2. Tag stand an. Heute gab es keine GLP-Prüfungen. Also peinlichst genau auf Kartentricks achten. Die nächste neue Variante stand an: Das FACH: Hier ist ein Kartenabschnitt markiert, in dem man die LÄNGSTE Strecke fahren muss, Strecken dürfen nur einmal befahren werden. Das Problem bei der Coppa sind zum einen die Karten im Maßstab 1:100000 und zum anderen die zahlreichen Zeitkontrollen zwischen den Etappen, die zwischen 30 und 120 Minuten lang sind. Ein Lösen im Stand ist so gut wie gar nicht möglich. Bei einem geforderten Schnitt von 49,9 km/h bleibt einfach keine Zeit. Und Baustellen und Trekker müssen mit eingerechnet werden. Man hatte zwischenzeitlich den Eindruck, dass die Trekker von den Organisatoren bestellt wurden. Lange Schlangen bildeten sich. Der morgen verlief trotzdem super, alle ZK auf 0 Fehler und nur 2 BK-Fehler – supi. Der Nachmittag war zeitlich sehr eng vom Veranstalter bemessen – wir mussten bei allen Möglichkeiten den Wagen fliegen lassen. Das führte beim späteren Siegerteam Otten/Conego dazu, dass bei der Ankunft an der ZK der Wagen unvermittelt ausging. Mark sprang raus und suchte den Fehler, der schnell gefunden war: Der komplette Relaiskasten hat sich von seinen Bewohnern getrennt. Das Relais für die Kraftstoffpumpe lag auf der Fußmatte – lag wohl an der Schotterstrecke vorher 😉. Auch bei uns im Wagen krachte es einmal so heftig, dass wir einen Bruch an einem Bauteil vermuteten. Da wir am Fahrverhalten nichts bemerkten ging es weiter – dazu später mehr. Auch standen nun Folienaufgaben an: Streckenteile auf transparenten Folien mussten in die bestehende Karte eingearbeitet werden – alles bei einem 50er-Schnitt. Abends in München angekommen sahen wir dann, dass wir am Nachmittag 6 BK-Fehler hatten. Trotz dieser anspruchsvollen Aufgaben haben wir 3 Plätze aufgeholt und standen am Ende des 2. Tages auf Platz 13.
Am 3. Tag kam unsere schon sehnlichst erwartete Etappe in die Alpen Richtung Kufstein. Was für ein tolles Panorama. Das Wetter stimmte auch, was will man mehr. Am morgen stand erneut ein „FACH“ auf dem Programm: Also längste Strecke finden und abfahren – weiter. Die ausgesuchten Strecken der ORGA sind einfach der Hammer – ich frage mich jedes Mal, wie man solche Strecken findet. Hinterhofwege, die in die Berge führten, wunderschöne Serpentinenstrecken – einfach wunderbar. Die Streckenführung ist immer wieder ein Erlebnis – DANKE DAFÜR!
Mittags mit einem sehr guten Gefühl angekommen, verglich man seine Bordkarten mit den Spitzenteams, damit man mal eine grobe Einschätzung hatte, wo man gelandet ist. Nachdem ich Bernhard Stein fragte, ob wir mal sehen können, wie es aussieht, sah er auf unsere Karte mit den Worten: „Zeig mir die von heute, diese ist es nicht“ – HÄ? Das ist die von heute Morgen – wie kann das sein. Unsere Karte fing mit 3 Kontrollen an, die er nicht hatte. „Hast Du gelesen, dass im Fach die kürzeste Strecke gefahren werden musste?“ – Ich bin bald zusammengebrochen. DAS GIBST DOCH NICHT. Da hatte der Veranstalter, dessen Regeln ich auswendig gelernt habe, neben dem Fach einen Hinweiskasten mit dem Text „SPORT: In the square the shortest route“. Er hatte die Regeln in diesem einem Fach nur für Super gelten lassen. Es standen dort 3 SK, die uns 300 Fehlerpunkte einbrachten. Wir hatten sooooo fest damit gerechnet, noch in die Top 10 zu kommen – das konnten wir uns nun abschminken. Mann, wie konnte ich das überlesen, so ein doofer Fehler. 17 Teams gehen mit uns demnächst zum Lehrgang: LESEN DES ROADBOOKS! Bei vielen von uns, stellte sich nach 1300 km langsam der Verlust der Konzentration ein, man hört dann in der Mittagspause so Anmerkungen wie „Ich wollte schon mit dem Vorschrieb zum Selbststempler gehen“ – was bei uns allen ein herzliches Lachen hervorrief. Das ist auch das Schöne bei der Fahrt. Der Zusammenhalt unter den Teams und das Herzliche ist immer wieder toll. Wir haben viel mit den anderen Teams gelacht.
Als ich beim Start der 6. und letzten Etappe die Bordunterlagen holte, sagte der freundliche Helfer, das viele von uns am Morgen nicht alles gelesen hätten. Ich sagte ihm, dass ich einer davon bin und er meinte: „Dann pass heute Nachmittag besonders auf!“. Danke für den Tipp. Dann muss da ja was versteckt sein.
Es ging wieder an die Aufgabe „Beschreibungen“: Dabei wird die Idealstrecke aus Texthinweisen konstruiert, die Städtenamen, Punkte, Straßen o.ä. angeben. Man muss diese dann durchfahren oder so nah wie möglich treffen. Einer der Hinweise war WALPERTS-KIRCHEN. Dieser Städtename war auf der Karte auch getrennt. Durch das Wort führte keine Straße, also so nah anfahren wie möglich. Einige Kilometer vorher sah ich mir meine konstruierte Strecke nochmal mit der Lupe an, und sah, dass der Bindestrich tatsächlich die Straße streifte – also DURCHFAHREN. Zum Glück noch gesehen.
Es folgten noch 2 Fächer, in denen jeweils eine virtuelle GLP gefahren werden musste. D.h., die konstruierte Strecke muss genau gemessen und dann in eine Fahrzeit mit einem Schnitt von 49,9 km/h umgerechnet werden. Dies kannte ich daher, dass ich dies schon selbst in einer unserer Fahrten eingebaut habe – kein Ding, man muss allerdings die Idealstrecke finden, was uns beim 2. Mal nicht so gut gelungen war. Dafür durften wir uns über eine 0 Fehler BK freuen. Im Ziel in Bad Gögging angekommen, fiel dann erstmal der ganze Druck der letzten 3 Tage ab.
Wir wurden vom Coppa Team mit Sekt empfangen und versuchten danach unser Hotelzimmer zu finden – was für ein Bau. Allein dafür hätte man eine Kartenaufgabe machen können. Selten solch ein RIESEN Hotel gesehen. Die verdienten Bierchen liefen und es wurde viel über die Fahrt und seine Fehler gefachsimpelt. Hätten wir mal die ALLERERSTE Kontrolle und den Fächer richtig beachtet – oh Mann 400 Fehlerpunkte, die bestimmt sehr weh tun werden. Unser erklärtes Ziel war es, im ersten Drittel zu landen.
Am Ende wurden wir 14. und lagen damit in unserem Soll. Wir waren zufrieden, aber der 10. Platz wäre locker drin gewesen. Egal, es war eine super Veranstaltung und ich habe jede Menge für nächstes Jahr gelernt. Gewinner in unserer Kategorie war das Team Otten/Conego, was uns sehr freute, da sie auch als ECC-Cupteilnehmer bei allen unserer Fahrten anzutreffen sind. Die Freude bei den beiden war überwältigend. Auch das Team Keuser/Stein belegte mit dem 3. Platz eine Bombenplatzierung. Vor uns platzierte sich das Team Kistemann/Maraite auf Platz 12. Dirk Kamps und Martina Heinen durften sich bei der ersten Teilnahme über Platz 19 freuen.
Bei den Touring Teilnehmern durften sich Felix Jacobs und Natalie Gilissen erneut über den 2. Platz freuen. Sie haben zum 2. Mal den Sieg mit nur einem Punkt verpasst – wir hatten es ihnen alle so gegönnt. Man bedenke: Sie hatten EINEN BK-Fehler auf 1600 km !!! Leider ist bei den chinesengeführten Strecken ein Aufholen der Platzierung sehr sehr schwierig. Das wird sich zum Glück nächstes Jahr, wie oben erwähnt, wieder ändern. Die anderen ECC Teilnehmer Hüls/Hüls und Urbaniak/Urbaniak landeten auf Platz 8 und 17.
Nach einer sehr kurzen Nacht ging es um 9 Uhr auf die Heimfahrt. Bei zum Teil strömenden Regen entschied sich unser linkes Hinterrad seine Luft in die Freiheit abzugeben. Kreuz Würzburg war Ende unserer Fahrt und der ADAC durfte zeigen, wozu man seine Beiträge bezahlt. Ich kann nur sagen: ALLES TOP. Nach nur 30 Minuten war der Abschlepper da, um uns nach Hause zu bringen. Mit ca. 2 Stunden Verspätung kamen wir zuhause an und begutachteten mal den Wagen. Er machte auf dem Anhänger einen komischen Eindruck. Tatsächlich haben sich Spuren von den letzten 1600 km gezeigt. Ein Felge war innen angebrochen und ein Stabilisator hatte sich verabschiedet.
Alles in Allem wieder einmal ein Wahnsinns Erlebnis mit einer tollen Orga und supernetten Teams, mit denen wir viel Spaß hatten – nächstes Jahr wird wieder angegriffen 😉.