Fahrtbericht Coppa d`Europa 2022 Text und Bilder. F. Kutsch
Schon viel darüber gelesen, und viel darüber gehört, so kam es natürlich zum Wunsch an der „Coppa“ teilzunehmen. Bei Gesprächen mit Freund und Vereinskamerad Richard Kronen einigten wir uns schnell auf die Teilnahme – allerdings musste ich diesmal vom gewohnten Stammplatz links im Fahrzeug auf die rechte Seite wechseln.
Irgendwann im Vorlauf auf die Rallye wurde auch sie coronabedingt umgestrickt, sodass der Veranstalter die 2023er Fahrt vorzog und nun auch einen anderen Start- und Zielort vorsah. Vorteil war, dass die Fahrt nun vom April auf den Juni gelegt wurde – dies kam uns sehr gelegen, da der 914 zum Einsatz kommen sollte und wir so auf „Oben ohne – Feeling“ bei gutem Wetter hofften.
So gings es am Vorabend des Starts nach Voldrop in den Niederlanden. Ein Roadbook mit einer kleinen Strecke von 23 km wurde uns zugesandt, damit wir den Tripmaster (TM) justieren konnten. Bei der Abfahrt zum Test ging es schon los: Nach nur 700m wurde es dunkel im Display und der Tripmaster verweigerte seinen Dienst – STROMAUSFALL. Sofort an die Seite und Werkzeug raus. Nach einigem hin- und her stellte sich ein Masseschluss an der Borduhr heraus, der TM lief, das war die Hauptsache. Allerdings stellten wir fest, dass die Stromversorgung wieder ausfiel, sobald das Abblendlicht eingeschaltet wurde – war aber jetzt im Moment egal. Dieses Problem sollte nach der Rallye gelöst werden. Dazu aber später mehr.
Obwohl wir im Vorfeld Tipps zum Umgang mit den „Zeitkarten“ erhielten, waren wir beide sehr nervös vor der ersten Anwendung bei der ersten Etappe. Es wurden je Tag 2 Etappen à ca. 210 km gefahren. In jeder Etappe waren zwischen 3 und 4 Zeitkontrollen (ZK) und min. 2 Gleichmäßigkeits-prüfungen (GLP) mit einer Strecke bis zu 20 km enthalten. Zwischen sämtlichen ZK war ein Schnitt mit 49,9 km/h vorgegeben. Wenn man bedenkt, dass man eine „normale“ Oldtimerrallye mit einem Schnitt von 30 km/h berechnet, kann man sich vorstellen, was auf einen zukommt.
Dann gings am Donnerstagmorgen um 7:06 Uhr los, die Roadbooks wurden jeweils 10 Min vor der regulären Startzeit herausgegeben. Ein kleiner Vorsprung, um sich ein bisschen zu orientieren und die berechneten Zeiten ins Roadbook einzutragen. Auf gings durch die Niederlande und Belgien zur Mittagspause in Luxemburg. Die ersten 2 GLP wurden anhand von Karten abgefahren und der Fahrer musste ständig die 49,9 km/h beachten, da man nie wusste, hinter welcher Ecke die Zeitmessung stattfand. Die ausgesuchten Strecken waren gut geeignet, es handelte sich meist um Feldwege. Irgendwann stand man vor der Zielflagge und bekam seine Zeit mit Stempel eingetragen.
Die Nachmittagsetappe ging dann nach Lahnstein. Die von der Orga ausgesuchten Strecken sind einfach eine Wucht – Feld- und Waldwege, sehr wenig befahren, aber mit wunderschönen Aussichten – eine Freude dort zu fahren – auch wenn hier wirklich alles unter Zeitdruck läuft. Ankunft am Ziel um 18:30 Uhr: am Ende des 1. Tages und nach 420 km kam eine kleine Routine in das Ganze, da wir nun wussten, wie alles abläuft – man wurde ruhiger. Abends wurde die Musterlösung rausgegeben und wir hatten beide Bordkarten mit 0 Fehlern, unsere Zeitkarte sah nicht ganz so gut aus, da wir aufgrund von einer Baustelle, einem Müllwagen und vielen anderen Zwischenfällen an einer ZK eine Verspätung von 10 Minuten hatten – haufenweise Fehlerpunkte, so ein Mist. Und wir konnten nichts daran machen. Trotzdem lagen wir auf Platz 2 – wir waren sehr zufrieden.
5:30 Uhr: der Wecker geht und ein weiterer anstrengender Tag steht bevor. 470 km von Lahnstein nach Bayreuth. Auch dieser Tag war von wunderschönen Strecken geprägt. Vier GLP standen an, und die Zeitprüfungen hatten wir super hinbekommen. Der abendliche Aushang der Bordkarten ließ uns positiv in den nächsten Tag gehen: Nur ein Bordkartenfehler und sehr gute Zeitprüfungen – Platz 2 wurde gesichert und ausgebaut. Heute gings etwas früher ins Bett, wir wollten für das Finale fit sein.
Auf der letzten Etappe gings dann morgens schnell über kaum befahrene Wege nach Tschechien, was sollte dies noch für ein Tag werden. Die erste ZK war sehr früh angesetzt, danach folgte eine 150 km Etappe, die in 180 Min gefahren werden sollte. Wir wussten, dass gerade die langen Etappen normalerweise entspannter sind, wollten aber auf keinen Fall ein Risiko eingehen, da wir auf Platz 2 lagen: Daher musste unser kleiner 914 heute mal wieder zeigen, was er konnte. Im Pulk mit einem Opel Monza und einem Ferrari 308 gings auf z.T. 50 km langen Wegen durch den tschechischen Wald. Nach einer Strecke von 70 Min. trafen wir auf einen Wagen mit niederländischem Kennzeichen, der im Wald parkte und dessen Fahrer gerade dabei war, die SK aufzustellen. Verdutzt sah er uns an und fragte, WO wir denn schon herkommen – wir waren wohl doch ein wenig schneller als von der Orga geplant 😉. Also Zwangspause und abwarten. Beim folgenden Start an der GLP ging es dann mit genau 49,9 km/h in die Prüfung. Nach ca. 3 km stand die Orga und nahm freundlich meine Karten in Empfang. Zurück bekam ich einen Stempel in der Bordkarte mit einer eingetragenen Zeit – hmmmm, was sollte das jetzt? JA KLAR ! Das war natürlich eine Finte – die GLP ging weiter, das sollte nur das Ziel vortäuschen. Nun gings aber mit absolutem Vollgas wieder Richtung 49,9 km/h um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Zum Glück, was das Ziel so weit, dass wir den Schnitt wieder sauber hinbekamen. Dann gings in die Kartenaufgabe, in der auf einer Landstraße ein rechter Winkel in der 1:100000 Karte eingezeichnet war. In Natur war es allerdings eine Kurve., dass die „Coppa“ gerne alte Karten benutzt, war mir schon zu Ohren bekommen. Und siehe da: ein kleiner Feldweg führte auf einen Parkplatz, der haargenau die 90 Grad Kurve wiedergab – und die SK stand natürlich auch dort. ALLES RICHTIG GEMACHT. Dann sollte die nächste GLP folgen, dem kam allerdings ein Bergrennen eines anderen Veranstalters in die Quere. Straße gesperrt – so ein Mist: Die anstehenden Serpentinen ließen schon in der Karte auf eine tolle GLP hoffen. So aber ging es per Navi laut Orga direkt zur Mittagspause nach Klatovy.
Nach der Mittagspause gings weiter durch die schöne tschechische Landschaft. Wir hatten noch genau 4 Minuten Zeit zur ZK und fuhren durch ein idyllisches kleines Touristendorf. Uns gegenüber stand die Rennleitung (tschechische Polizei). Als wir abbogen ging die Partybeleuchtung an und wir wurden freundlich gebeten auf die Seite zu fahren: Noch 4 Min und das Ziel war in 600m sichtbar – wir brauchten DRINGEND diesen Stempel um zu gewinnen. Die nette Polizistin und ihr Kollege fragten nach Unterlagen, die wir sofort übergaben. Man teilte uns mit, dass wir ohne Abblendlicht fuhren, und dies nicht zulässig war: OK, verstanden, was kostet der Verstoß? „Dreihundert.......“ mir blieb kurzzeitig das Herz stehen, aber zum Glück kam dahinter „tschechische Kronen“ – PUH, Glück gehabt. Es waren 12,-€, die ich schon im Wagen sitzend aus dem Portemonnaie holte. Als die beiden uns eine Quittung geben wollte, teilten wir ihnen energisch mit, dass wir führend in einer Rallye sind, und es an ihnen liegen würden, wenn wir nun alles verlieren. „Na denn... gute Fahrt!“. Wenn mal alles so problemlos gehen würde, wie mit diesen beiden netten Polizisten 😉. Wir kamen genau 30 Sek. vor ZK-Zeit an. Unsere Mitstreiter, die bisher auf Platz 1 lagen, fuhren langsam an uns vorbei, als wir mit den Polizisten den Verhalt klärten und waren echt erstaunt, dass wir nun doch zeitig an der ZK waren. Ich denke, sie hatten schon mit uns als Konkurrenz abgeschlossen – aber abgerechnet wird zum Schluss.
Die Anfahrt auf Linz war der Höhepunkt der Fahrt: Es ging über die Berge ins Linzer Tal, die Aussicht mit Blick auf die Alpen war atemberaubend. Nun stand nur noch das Warten auf der Ergebnis auf dem Programm. Um 21:20 Uhr wurden wir dann als Sieger der Klasse Touring benannt. Was für ein Ergebnis für die erste Teilnahme. Wir werden natürlich bei der nächsten Coppa wieder dabei sein und in der Kategorie Sport starten. Diese Rallye kann man nur empfehlen, sie ist von der Fahrgeschwindigkeit her nicht zu unterschätzen aber bietet auch tolle Aussichten und unfassbar schöne Streckenführungen.
Vielen Dank an das ganze Ori-Team mit ihren vielen Helfer.